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8) Der außenpolitische Triumph: Die Rückgabe der an die Parther verlorenen Feldzeichen

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Auf der Vorderseite sieht man den barhäuptigen Kopf des Augustus nach rechts blickend. Nach links unten zeigt die Inschrift CAESAR, nach rechts oben die Inschrift AUGUSTUS. Im äußeren Bereich der Münze kann man teilweise noch einen Perlrand erkennen. Oben auf der Rückseite erkennt man die Inschrift SIGNIS, unten liest man RECEPTIS. Links und rechts stehen zwei Feldzeichen: Links die Adlerstandarte (aquila), rechts das Vexillum. Dazwischen findet man einen runden Schild mit der Inschrift CL. V. Um diesen Schild herum steht SPQR für senatus populusque Romanus im Viereck angeordnet.
Die Rückseitenlegende signis receptis („aufgrund der Rückgabe der Feldzeichen“), bezieht sich auf die Rückgewinnung der in den gescheiterten Feldzügen des Crassus 53 v. Chr. und Antonius 36 v. Chr. an die Parther verlorenen Feldzeichen. Links vom Schild sieht man die Aquila, ein Feldzeichen mit einem Adler mit geöffneten Flügeln und mit einem Blitzbündel in den Krallen, auf einem Postament mit einer Stange mit hakenförmigem Handgriff. Öfters trug der Adler eine corona, die anscheinend der gesamten Legion verliehen wurde. Die Aquila genoss religiöse Verehrung, genau wie das Vexillum, welches auf der rechten Seite des Schildes zu sehen ist. Hierbei handelt es sich um eines der ältesten Feldzeichen, eine Zeugfahne. Es bestand aus einer langen geraden Holzstange mit einem ebenso geraden und kurzen Querholz zuoberst, an dem ein viereckiges buntes Tuch befestigt war. Die Signa waren für die Römer moralisch, religiös, taktisch und militärisch enorm wichtig.
Diese Feldzeichen gewann Augustus 20 v. Chr. , indem er den Parthern mit Krieg drohte, zurück. Die von Tiberius durchgeführte Rückführung war ein propagandistischer Triumph für den Monarchen, der gebührend gefeiert wurde: die Feldzeichen selbst wurden in dem (später fertiggestellten) Mars Ultor-Tempel auf dem Augustus-Forum untergebracht und es wurde ein Triumphbogen am Eingang zum Forum Romanum errichtet. Am bekanntesten ist sicherlich die Darstellung der Rückgabe auf dem Brustpanzer der Statue des Augustus von Primaporta.
In der Mitte sieht man den clupeus virtutis, den Tugendschild, der Augustus 27 v. Chr. von Senat und Volk auf Grund der Rückgabe des Staates an sie verliehen wurde, wie er selbst sagt, auf Grund seiner „Tapferkeit, Milde, Gerechtigkeit und Hingabe (virtus, clementia, iustitia, pietas )“ (Augustus, Tatenbericht, Kap. 34). Das goldene Original wurde in der Curia Iulia, dem Tagungsort des Senats, aufgehängt, eine Kopie aus Marmor hat sich in Arles erhalten.
Die Prägung dieses Denars dürfte recht bald nach den Ereignissen eingesetzt haben, also 20/19 v. Chr., und endete wohl 17/16 v. Chr. Die Darstellung kombiniert damit auf eine recht eigenwillige Weise die Anspielung auf ein aktuelles politisches Ereignis mit einem der Symbole der informellen Legitimation der Herrschaft des Augustus, der Anerkennung seiner außerordentlichen Leistungen für den Staat.

Inv. -Nr. 2433 (3,98g; Stempelstellung 2)
RIC I2, Nr. 86a

Nicole Bischoff

 Literatur:

  • Bringmann, Klaus u. Schäfer, Thomas: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, Berlin 2002, S. 227-233; 243-253; 285-287.

  • Neumann, Andre: Art.Aquila, in: Der Kleine Pauly, Sontheimer/Ziegler (Hg.), Bd.1, Stuttgart 1964, Sp. 478.

  • Neumann, Andre: Art.Vexillum, in: Der Kleine Pauly, Sontheimer u.a.(Hg.), Bd.5, München 1975, Sp. 1242-1243.